RUND UM DIE Psyche
Wer viel zu sagen hat, redet wenig! Wirkliche Wichtigkeiten und Wahrheiten lassen sich mit wenigen Sätzen sagen. Wer das nicht kann, der sollte schweigen! Erste Regel der Kommunikation:
Sag nur dann etwas, wenn es für den anderen wirklich interessant, weiterführend oder unterhaltsam ist!
Leben
Am Ende ist das Leben das, was dazwischen bleibt.
Zwischen all dem, was wir falsch gemacht haben und vielleicht zutiefst bereuen, wo wir vielleicht sogar Schuld auf uns luden!
Zwischen dem, was wir verpasst haben, was wir nie wieder nachholen können.
Bei manchen Menschen ist dieses Leben dünn wie ein Blatt Papier und bei anderen ist es eine goldene breite Straße!
Vielleicht, weil sie sich nicht im Bedauern aufhielten und im Selbstmitleid, sondern das Leben als ein großes, mysteriöses Kunstwerk betrachteten, in dem das Neue immer wieder möglich ist!
08 / 2022
Trennen
Einen Menschen zu verlassen, einen Ort zu wechseln, ist nur eine äußere Trennung!
Äußere Trennungen aber sind keine inneren Befreiungen!
Innere Befreiungen entstehen nur dadurch, dass ich mich löse, mich innerlich löse aus Ärger, Wut, Angst, Hass, Gleichgültigkeit und Schuld! Das Ziel heißt Frieden!
Alles Gute im Leben kann nur aus Frieden entstehen!
Narzisst
Der Narzisst ist ein Mensch, der es nicht oder deutlich zu wenig erlebt hat, dass er um seiner selbst willen geliebt ist.
Ihm fehlt die Erfahrung von Bindung aus Liebe!
So ist bei ihm nie primär das Bindungsprogramm aktiv, sondern das Abwehrprogram, das Kampfprogramm.
Immer stellt er zwischen sich und die anderen Menschen eine Möglichkeit, die anderen durch Abwehrmaßnahmen kontrollieren zu können, sie von sich abhängig zu machen,sie zu unterdrücken, sie auszunutzen.
Hütet euch vor den Narzisten!
Ihr könnt sie aus ihrer inneren psychischen Konstellation nicht erlösen!
Nur die Erfahrung von schwerem Leid verbunden mit der Erfahrung von liebevoller Zuwendung kann den Narzisten verändern.
Der Narzisst wohnt immer in der Nähe des Wahns. Sein Abwehrsystem muss immer aktiv sein und sucht sich in paranoider Vorstellung die Feinde. Feinde, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Es ist eben schrecklich, ohne Liebe und Ehrfurcht vor dem Leben leben zu müssen.
Suchen
Suchen ist schön, wenn wir darauf hoffen, etwas Schönes zu finden!
Denken wir nur daran, als wir selbst als Kinder Ostereier gesucht haben.
Und Suchen hat noch einen Effekt:
Wir bleiben so lange mit dem anderen verbunden, wie wir gemeinsam suchen.
Suchen! Das ist der Schlüssel!
Wir haben uns irgendwo in der Weite der Natur verlaufen, es wird Nacht und es wird kalt , es regnet und schneit und wir wissen nicht, wie wir wieder in bekannte Gefilde kommen können. Nach Hause!
Das ist die Situation, wo wir auf keinen Fall aufhören dürfen miteinander zu suchen! Sonst sind wir verloren!
Aber der Stress ist riesig und Angst und Aggressionen bringen uns schnell in Streit und Gegeneinander.
Dann ist der nächste Schritt nicht weit: „Du bist schuld daran, dass wir hier gelandet sind“ und dann: „Lass mich allein! Hau ab!“
Das nenne ich gerne den „umgekehrten Hänsel und Gretel Effekt“. Was wäre aus den beiden geworden, hätten sie nicht auch in lebensbedrohlicher Lage zusammengehalten?
Und was ist der Stressor in unseren Liebesbeziehungen?
Meistens nur zwei Dinge:
Zum einen die eigenen inneren Unaufgeräumtheiten, die uns immer wieder in schlechte Stimmungen hinein bringen und uns zu Aggressionen und falschen Entscheidung bringen und zum zweiten , dass die meisten von uns es einfach nicht gelernt haben, Beziehungskonflikte auf eine souveräne Weise miteinander auszutragen. Miteinander!
Miteinander bleibt so lange erhalten, wie wir gemeinsam suchen!
Also: Niemals aufhören miteinander zu suchen! Niemals!
Wer sucht , bleibt verbunden!
Und am Ende gemeinsam zu finden ist ein riesiger Erfolg!
Angst und Angstmacherei
Die Angst ist neben Schuld, Scham und Ekel eines unserer vier Schutz-Emotionen. Sie soll uns Menschen davor bewahren, etwas zu tun, was uns schädigt.
Die Angst vor dem Tod ist wohl all uns Menschen innewohnend, denn was würde aus dem Leben auf der Erde werden, wenn wir Menschen alle keine Angst vor dem Tod hätten. Nur diese Angst macht uns Menschen ja den unermesslich hohen Wert des Lebens bewusst und stellt uns jeden Tag vor die Aufgabe, uns die Frage zu stellen, was es mit diesem Leben und uns letztlich aufsichhat.
Wenn ich Angst habe, durch eine ungesunde Lebensweise – Rauchen, Alkohol, Drogen – krank zu werden und vorzeitig zu sterben, dann ist es eine Angst, über die man nicht mehr lange diskutieren muss. Dazu brauche ich auch nicht noch die Beratung durch einen anderen Menschen, ob diese Annahmen wohl berechtigt sind. Sie sind es!
Aber um solche Ängste geht es ja im Leben häufig nicht, sondern um Ängste, die ich habe, ohne dass ich sie wirklich begründen kann. Drohungen, Erpressungen, Waffengerassel, Verschwörungsphantasien, Panikmacherei, Großsprecherei, Täuschungen und was es sonst noch so gibt, um sich im sozialen Miteinander über den anderen zu bringen, den anderen unter dem Daumen zu haben.
Die Angst hat eben nicht nur eine individuelle intrapsychische Komponente, sondern auch eine soziale Komponente. Wer dem andern Angst machen kann, ist über ihm, wer sich Angst machen lässt, ist unten.
Wie kann ich es lernen, mir keine Angst machen zu lassen und wie kann ich es unterscheiden, wann eine Angst berechtigt ist und wann sie unberechtigt ist?
Von großem Vorteil ist es dann, wenn ich zum einen den Innenzustand des anderen erfassen kann und zum anderen seine tatsächlichen Machtmöglichkeiten richtig einschätzen kann.
Wer einem hungrigen Löwen begegnet, dem wird diese Analyse sofort klar sein. Da bleiben zum Überleben nicht mehr so viele Möglichkeiten. (Die gibt es aber selbst in einem solchen Falle noch!)
Aber wie ist es mit dem Kettenhund? Er knurrt und kläfft und fletscht die Zähne, aber wenn ich genug Abstand halte, kann er mir nichts antun.
Wenn ich also von einem Menschen bedroht werde, ist es eine gute Frage, die ich mir stellen kann, ob dieser Mensch sozusagen an einer Kette hängt? Das ist oft so! Man muss nur die Kette erkennen!
Und immer ist es wichtig, mir meiner eigenen Stärke und Macht bewusst zu sein. Der Elefant lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn der Löwe brüllt oder eine Maus ihm ans Bein pisst. Und die Gazelle weiß, solange sie eng im Rudel bleibt ist sie zu schnell, als dass der Gepard sie packen kann.
Und dann haben wir Menschen diese unglaublich wertvolle Fähigkeit zur Vorausschau! Es gibt ja Kriterien, die uns den Grad der Gefahr deutlich machen. Die Zeichen an der Wand rechtzeitig erkennen! Keine Hysterie einerseits und kein „Schönreden“ andererseits. Ich glaube, das kann man lernen.
Also: „Keep cool“, analysiere und handle entschlossen!
Angst ist wichtig, aber keineswegs allein lebensbestimmend!
09 / 2022
Einsamkeit
Einsamkeit erzeugt in unseren Emotionen eine Mischung aus Sehnsucht, Trauer, Angst und Unruhe. Eine sehr schwer erträgliche Mischung. Wir Menschen brauchen Berührung! Wenn wir in dieser Welt ankommen, so ist das erste, was wir erleben, dass wir atmen und das zweite ist dann schon die Berührung mit der Haut der Mutter.
Berührung findet auf drei Wegen zwischen uns Menschen statt:
1 Wir schauen uns an, Auge zu Auge, beziehungsweise hören uns zu, Ohr zu Ohr.
2. Wir reden miteinander. Sprache berührt. Ihr Klang, ihre Worte!
3. Wir berühren uns tatsächlich, Haut zu Haut.
Ohne dieses Erleben verödet unsere Seele, verknittert, verschimmelt“, es droht Depression!
Wer schon in Kindheit und Jugend zu wenig gute „Berührungen“ erlebt hat, dem droht im Leben später das Erleiden innerer Einsamkeit, selbst wenn er von Menschen umgeben ist, die ihm emotional nahe sind.
Was soll ich tun?:
1. Wenn es gar nicht anders geht, ein liebes Haustier anschaffen, einen Hund, eine Katze. Die werden immer auf uns warten und uns mit ihrer Nähe, Wärme und Liebe berühren.
2. Beruflich aktiv bleiben, solange es geht! Engagement, wo es gebraucht werden kann und man Sinnvolles einbringen kann. „Arbeit und Liebe“, diese zwei nannte Sigmund Freud als für ihn besonders wichtig.
3. Kontakte aller Art pflegen. Interesse für andere Menschen zeigen. Jede Begegnung, auch wenn sie vielleicht zunächst noch so abwegig erscheint, kann zu einer wunderbaren Berührung werden. Fast alle Menschen mögen es, wenn man sich für sie wirklich interessiert. So wird man nie einsam sein. Kontakte rechtzeitig pflegen! Je älter man wird, umso kleiner werden die Kreise der Menschen, die uns umgeben. Wenn wir älter werden, müssen wir sehr viele Dinge des Lebens bewusst gestalten: Ernährung, Bewegung und auch Kontakte herstellen. Also: Bewusst leben! Aktiv gestalten!
4. Orte aufsuchen, wo sich Begegnungen von selbst ergeben: Pubs, Musik-Lokale, Theater, Konzerte, Sportveranstaltungen.
5. Dorthin gehen, wo man annehmen kann, auf Menschen zu stoßen, die von ihren Interessen her ähnlich sind:
Politik, Sport, Charity, Kultur, Vernissagen, Reisen, Orte, die man mag und liebt.
Bei allem ist die erste Regel der Kommunikation zu beachten:
Nur dann etwas sagen oder fragen, wenn es für den anderen interessant, hilfreich und weiterführend oder unterhaltsam ist.
Will man von sich etwas „herauslassen“, was für andere vielleicht eher belastend ist, so ist es notwendig, hier gleichsam zunächst um Erlaubnis zu bitten:
„Ich würde Dir gerne etwas erzählen, was mich zur Zeit belastet, ist das in Ordnung?“
Und was mache ich mit meiner Einsamkeit, die ich aus alten Zeiten mitschleppe, weil ich schon am Anfang zu wenig Nähe, Verständnis und Berührung bekommen habe?
Da hilft die Kunst:
Malen, formen, sägen, schnitzen, schreiben, irgendwie künstlerischen Ausdruck verschaffen, Musik, singen und tanzen. Aber auch: Erfinden und Entdecken!
Wir Menschen sind Wesen, die sich ausdrücken müssen, dazu kann uns die Kunst in jeder Form, im Kleinen und im Großen, außerordentlich dienen. Kunst ist ein rein menschliches Phänomen!
Ich habe in meinem Leben einige bedeutende Künstler kennengelernt, die selbst zurückgezogen und „einsam“ lebten. Ihre Berührung zu anderen Menschen erfolgte über das Medium der Kunst.
So kann man mit seiner Einsamkeit leben!
„Give me a hug!“
Suche dazu jede Gelegenheit!
Und bevor alle Stricke reißen, suche ich mir einen Therapeuten! Es ist einfach schön, jemanden zu haben, der sich für einen interessiert und verständnisvoll zuhört. Einen, der mit mir zusammen sucht. Einen, der weiß, dass jedes Leben ein besonderes Kunstwerk ist!
Verzaubern
Wodurch bin ich verzaubernd, zauberhaft? Wenn ich die Träume des Anderen berühre. Wie ein Zauberkünstler, der mich ganz herausholt aus allen anderen Sinneseindrücken des Lebens und aus all meinen Gedanken. Er berührt die Welt meiner Träume, wo alles möglich ist.
Wo ich frei bin, alles sich verwandeln kann und gänzlich Neues werden kann.
Berühre ich die Träume eines Menschen, so pflanze ich in den tiefsten Grund seines Seins eine neue, bunte, schöne Blume ein. Neues Werden wird möglich.
Wer Menschen verzaubert, der erneuert sie und erreicht ihre Herzen.
Wie erkenne ich die Träume der Menschen? Sie strahlen von innen heraus! Jeder Mensch ist ein eigener Traum und der Traum ist die tiefste Stufe unseres Seins.
In meiner Phantasie male ich den Menschen, den ich erreichen möchte, als ein lebendiges Bild und sehe die dicken Schalen aus Leid und Angst, die die Träume in der Seele einkerkern. Doch wenn einer unsere Träume erkennt und sagt: „Etwas Neues, Schönes entwickelt sich in Dir, es ist ein Teil von Dir und braucht noch ein wenig Zeit“, dann erreiche ich die Herzen der Menschen.
Verlieben
Was ist eigentlich Voraussetzung, dass ich mich verliebe? Auf jeden Fall ist sich zu verlieben etwas recht Ungefähres. Sich zu verlieben wird gleichsam erzwungen von der Natur, nicht so sehr abhängig davon, ob der Mensch, in den ich mich verliebe, auch wirklich einer sein wird, mit dem zusammen eine starke Liebe wächst und ein auf Dauer angelegtes treues Zusammensein, sondern vielmehr stellt sich dieser Zustand mehr oder weniger immer ein, wenn Mann und Frau in einer gewissen Intensität einander ausgesetzt sind.
Eine Frau und ein Mann auf einer einsamen Insel werden sich mit recht großer Wahrscheinlichkeit irgendwann ineinander verlieben. Es ist ja niemand anderes da! Was bleibt der Natur anderes übrig, die ja vorrangig vollkommen egoistisch nur daran interessiert ist, dass Vermehrung stattfindet. Vielleicht sind dann da noch gemeinsame Herausforderungen, zu bewältigende Abenteuer und gemeinsam gemeisterte Gefahren und das Vertrauen ineinander wächst, und Vertrauen schafft Nähe und Nähe schafft erotisches Begehren und am Ende sind die zwei ein Paar.
Auch dort wo Menschen in Gruppen zusammengestellt sind, zum Beispiel in der Schule oder auch im Studium und später in der beruflichen Situation entwickelt sich das Gefühl der Verliebtheit gleichsam automatisch zu irgendwelchen Personen aus diesen Gruppen.
Das aber bedeutet, um dies noch einmal in aller Deutlichkeit auszusprechen: Verliebtheit ist ein zum großen Teil zufälliges Produkt aus vom Leben hergestellten Situationen, ist aber keinesfalls eine Garantiekarte dafür, dass hieraus etwas lang Anhaltendes und Festes wird. Verliebtheit und Liebe sind zwei Paar Schuhe!
Dieses ist aus meiner Sicht deswegen so wichtig zu betonen, weil unser Zeitgeist heute den Menschen suggeriert: „Folge nur deiner Verliebtheit und dein Lebensglück ist gesichert!“
Soll ich mich also verlieben? Ja! Auf jeden Fall ! Aber nicht mein Leben darauf bauen!
Der Treue- und der Liebesfaktor
Vieles wurde schon geschrieben, warum Beziehungen zerbrechen. Am Anfang war oft Liebe da. Manchmal große Liebe und doch: Eine Garantiekarte für lebenslange Liebes- Festigkeit gibt es nicht! Woran liegt das? Treue wünschen sich doch so viele. Ein hoher Wert.
Neben den Trennungen, die notwendig sind – Beispiel Gewalt in einer Beziehung – sind die meisten Trennungen unnötig. Sie bringen im Ergebnis für einen kurzzeitigen Vorteil, auf Dauer gesehen mehr Nachteile, sei es in den Finanzen, sei es bei den Lebensbelastungen, sei es für das Wohlergehen der Kinder.
Zwei in jedem Menschen wohnende Voraussetzungen lassen sich nicht auflösen. Vielleicht sehr selten einmal.
Da ist zuerst der Treuefaktor. Es gibt nun einmal Menschen, die sind von ihrer ganzen Persönlichkeit her treue Menschen. Treue Menschen suchen sich das Gute und bleiben dann dabei. Treue Menschen haben oft wenig Kleidungsstücke, diese aber sehr schön und wertvoll, von überdauernder Qualität. Treue Menschen hatten schon in ihrer Kindheit Spielzeug, das Ihnen wirklich wichtig war und sie bewahrten es gut auf. Treue Menschen haben Grundeinstellungen, von denen sie nicht abweichen und zu denen sie stehen. Oft lebenslang. Treue Menschen kaufen dort ein, wo sie sich einmal wohl fühlen und wechseln nur dann, wenn sie schlecht behandelt werden. Treue Menschen sind verlässlich. Wenn Sie Ja sagen, meinen sie ja, wenn sie Nein sagen, meinen sie nein. Treue Menschen geben nichts verloren. Sie suchen so lange, bis sie es wieder gefunden haben und freuen sich darüber, Verlorengegangenes wiedergefunden zu haben! Treue Menschen geben auch andere Menschen nie verloren. Sie können warten und auf andere wieder zugehen. Sie wissen, wie wertvoll es ist, immer wieder gute Verbindungen herzustellen zu denen, die ein Teil der eigenen Vergangenheit, des eigenen Lebens sind. Sie wissen, dass sie so viele gute Menschen um sich sammeln, am Ende ihres Lebens eine große Gemeinde sind. Sie wissen darum, wie schön es ist, Menschen um sich zu haben, die man mag und denen man vertrauen kann.
Warum ist der eine treu und der andere einer, der schnell und leicht wechselt. Warum lässt der eine seinen alten Toaster noch reparieren, wo der andere ihn gleich wegwirft, wenn er ein paar Kratzer hat. Warum steht der eine mit dem geliebten Menschen auch die schwersten Herausforderungen des Lebens durch und der andere haut ab, wenn es nicht so geht, wie er möchte, schon bei kleinsten Windstößen?
Weil es eben einen Treuefaktor und einen Liebesfaktor gibt.
Wie treu ein Mensch ist, ist nach meiner festen Überzeugung zum einen genetisch bedingt. Es ist schlicht angeboren. Zum anderen hängt es sehr stark an der eigenen Familiengeschichte. Familien, in denen viele Trennungen stattgefunden haben, wo die Beziehungspersonen häufig wechselten, wo Treueidentifikation schlecht möglich war.
Wie oft höre ich in den Psychotherapien, dass Menschen mir berichteten, wie sehr sie unter Scheidungen und wechselnden Liebespartnern ihrer Vorfahren gelitten haben. Man sollte meinen, diese Menschen seien nun in besonderer Weise daran interessiert, einen Menschen zu finden, mit dem sie auf Dauer treu zusammenbleiben. Weit gefehlt! Es wirken trennende unbewusste Kräfte. Ohne, dass die betroffenen Menschen es steuern können, wachsen sie plötzlich, die trennenden Kräfte.
Dann ist die Trennung da. Außenstehende schütteln den Kopf. Die waren doch so ein schönes Paar. Da hilft dann auch keine Vernunft. Argumente kommen in der Tiefe der Seele nicht mehr an.
Wenn Sie also einen treuen Partner, eine feste Liebe für ihr Leben suchen, dann achten Sie auf dem Treuefaktor, wenn Sie sich verlieben. Wie geht dieser Mensch mit dem Leben um, wie ging er mit seinen Beziehungen um und wie lebten seine Vorfahren und wie ist die Beziehung zu den Vorfahren? Klären Sie das!
Das zweite Unberechenbare ist der Liebesfaktor. Nicht jeder Mensch hat in sich selbst die „Liebestonne“ in der Tiefe der Seele bis zum Rand gefüllt. Bei vielen ist sie höchstens halb voll, oft noch weniger. Woran erkenne ich den, der viel Liebe in sich hat? Er ist ein liebevoller Mensch. Er möchte integrieren und nicht ausgrenzen. Er sagt: „Wen ich einmal liebe, den liebe ich immer.“ So ein Mensch kann gar nicht anders. Er spricht freundlich und liebevoll über seine Eltern, kann auch mit deren schwer Erträglichkeiten umgehen, lässt sich nicht aus der Liebe herausbringen. Redet selten schlecht über andere Menschen. Hassen tut er nur das Böse. Alle die, die sich bewusst und vorsätzlich auf Kosten anderer Menschen versuchen einen Vorteil zu verschaffen. Das Böse lässt sich leider nicht allein mit Liebe verwandeln.
Menschen, die einen hohen Liebesfaktor haben, sind meist auch Menschen gewesen, die geliebt wurden. Die aus Familien kommen, in denen Liebe, liebevolles Miteinander an der Tagesordnung waren. Nicht Tyrannei und Ausgrenzung, nicht diktatorische Strenge und Strafen und Liebesentzug.
Trennungen
Äußere Trennungen sind keine inneren Befreiungen!
So geht das falsche Spiel:
Du bist unzufrieden. Du kommst mit Deinen Wünschen und Sehnsüchten zu kurz. Derjenige, der mit sich und seinem Leben unzufrieden ist, derjenige der selbst fortwährend in einem Zustand lebt, den er so nicht haben will, begreift meistens nicht, dass es um etwas in ihm selbst geht und um eine gute Verbindung zu dem Leben!!, sondern die Ursache der eigenen schlechten Befindlichkeit wird projektiv dem Menschen angelastet, der ihm eigentlich der nächste und der liebste erwachsene Mensch ist.
Projektion bedeutet: Der andere wird zu einer Leinwand. Auf dieser Leinwand sieht man nun die eigenen Unzulänglichkeiten, die eigenen Schwächen und Unfähigkeiten, Sie können nun aber scheinbar dem anderen zugeordnet werden.
Kurz gefasst, geht der Mechanismus also so:
Ich bin mit mir und meinem Leben unzufrieden, daran hast du die Schuld, das sagen ja auch viele andere (Allianzen bilden), ich muss dich nur aus meinem Leben weg haben, dann wird es mir gut gehen.
Es handelt sich um ein uns Menschen angeborenes primitives Kommunikationsprogramm. Dies diente in uralten Zeiten und manchmal auch heute noch dazu, Gruppen zusammenzuschmieden. Schließlich zogen wir in der Steinzeit in kleinen Gruppen, vielleicht 20-30 Menschen, über die Erde. Wurde dann längere Zeit nicht ausreichend etwas zum Essen gefunden, so wurde hierfür einer aus der Gruppe, meist ein Sonderling, herausgegriffen und geopfert. D.h. in der Regel wurde er umgebracht. Einer musste die Schuld haben! Der sollte geopfert werden und dann sollte alles wieder gut sein. Das funktionierte natürlich nicht, schmiedete aber die Gruppe weiter zusammen.
Dieses uralte primitive Programm wirkt nun in Ehekrisen zerstörerisch.
Wie kann derjenige, der in der negativen Projektion des anderen ist, eigentlich aus dieser wieder herauskommen? Nehmen wir einmal das Beispiel eines Arztes im Dritten Reich. Ein Jude. Dieser Arzt konnte so gut sein wie er wollte, er konnte so lieb und nett zu seinen Patienten sein wie er wollte, es nützte ihm nichts! Der schlechte Zustand der vielen Menschen in der damaligen Zeit führte dazu, dass für diese schlimmen Zeiten irgendwelchen Menschen die Schuld gegeben werden musste. So hatte man eine einfache Erklärung und scheinbar ein Lösungsprogramm: Die Juden müssen weg, dann geht es uns wieder gut. Wir wissen, wie das geendet hat.
Wer will schon in die Lage eines solchen Menschen kommen? Was kann getan werden:
Stark und fest bleiben! Sich faktisch nicht in die negative Übertragung hineinziehen lassen. Keine Seifenoper! Derjenige, der der negativen Projektion ausgesetzt ist, beschäftigt sich in erster Linie damit, in sich selbst Ruhe, Frieden, Stärke und Festigkeit zu finden und sich aus der Liebe nicht herausbringen zu lassen.
Gefährlich ist es, wenn derjenige, der der Projektion ausgesetzt ist, schwach wird. Dann wird der andere, der ja in dem Glauben ist, wenn ich nur meinen ehemaligen Liebespartner wegbekomme, dann ist alles gut, nicht mehr in seine Grenzen gewiesen. Er muss aber damit konfrontiert werden, sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen! Er darf nicht mehr die Möglichkeit haben, seine unaufgeräumten Innenzustände dem anderen herüberzuschieben.
Irgendwann fliegt dann das ganze Gebäude von falschen Vorstellungen und Illusionen auf. Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, dann ist es notwendig, dass derjenige, der verlassen wurde, in einem Zustand ist, der so gut ist, dass der andere, der glaubte, dass er durch Schuldzuweisung aus seiner inneren Problematik herauskommt, es vielleicht einladend und schön findet, umzukehren und neu anzufangen.
Das kann ein kurzer Weg sein, wenn der Verlassene sich kompetente therapeutische Hilfe sucht. Jeder gute Therapeut weiß, dass Beziehungsverwicklungen immer damit zu tun haben, dass Menschen miteinander verbunden sind, die in sich neurotisch sind. D.h. sie haben für bestimmte Herausforderungen des Lebens in ihrer Kindheit keine gute Orientierung gefunden. Das führt dann dazu, dass sie im Leben in das falsche Fahrwasser geraten, in Überanstrengungen hineinkommen und schließlich in einen Zustand von großer Unzufriedenheit oder sogar seelischen und körperlichen Krankheiten.
Also sage ich den Verlassenen: „Kümmert euch nur um euer eigenes Seelenheil! Räumt in euch selbst auf! Kommt raus aus allen Ängsten, falschen Schuldgefühlen, Ängsten vor Scham und Peinlichkeit. Kommt heraus aus falschen Abhängigkeiten, Ängsten nicht so zu sein, wie man meint, sein zu müssen, weil andere es erwarten. Geht auf die Suche nach euch selbst, findet die Quelle eurer eigenen Stärke in euch selbst, in der Tiefe eurer Seele“.
Jeder Mensch ist ein einmaliges Kunstwerk, aus dem heraus sich dann umso mehr Gutes entwickelt, wenn ich erkenne, was das Leben mit mir wirklich vorhat! Und nicht danach suche, was die anderen Menschen mit mir vorhaben.
Die Psychologie des Tyrannen
Die Tyrannei entsteht als eine pathologische Zusammenstellung psychischer, instinktnaher Programme, die genetisch verankert sind. In einer gesunden menschlichen Seele sind die Programme, die für Verbindlichkeit (Liebe) zuständig sind und die Programme, die dem Selbstschutz und der Wehrhaftigkeit dienen in einem harmonischen Gleichgewicht. Der Mensch setzt seine durch Wissen, Können, Mut und Entschlossenheit gewonnene Macht dafür ein, die Programme von Liebe und Schutzgebung im Gleichgewicht zu halten.
Der psychisch gesunde Mensch ist nicht von Aggressionen (Feindseligkeiten) angetrieben, sondern von Lebensstärke, die ihm dazu dient, seine ihm innewohnenden Begabungen zur Herstellung von Versorgung und sozialer Sicherheit einzusetzen.
Anders bei dem Tyrannen!
Er konnte es nicht lernen ein gesundes Gleichgewicht zwischen Sozialität und Wehrhaftigkeit herzustellen.
In seiner psychischen Entwicklungsgeschichte findet sich immer Gewalt, sei es selbst erlittene Geswalt oder von den Vorfahren übertragene Gewalt. Gewalterleben bewirkt einen Aufstau von Persönlichkeitsentwicklung, was zur Aktivierung des Vergeltungsprogrammes führt. Diese Vergeltungsaggression kann jedoch in der Regel nicht direkt gegen die Verursacher, meist die Eltern, gerichtet werden, sondern die Aggressionen suchen sich „einfachere“ Ziele. Feinde!
Der Tyrann braucht immer Feindbilder. Meist Schwächere (die Juden, die Homosexuellen, die Außenseiter, die Frauen usw.). Als ein Konstrukt der Phantasie geht das bis zur Paranoia, wo quasi vermeintliche Feinde erfunden werden.
Groß wird der Tyrann dadurch, dass er auf eine Gesellschaft trifft, die sich auch durch verbreitete schlechte Pädagogik in breiten Schichten gedemütigt fühlt, also in der eigenen freien Entwicklung der Persönlichkeit behindert erlebt. „Die anderen sind Schuld, dass es mir schlecht geht, sie müssen beseitigt werden!“
Das angeborene Programm nach guter Herrschaft – „der gute Herrscher“ – wird von dem meist eloquenten Tyrannen, der geschickt die Gesetzte der Massenpsychologie benutzt, bedient.
Raffiniert sammelt er Mächtige um sich und versorgt sie, auf Kosten von Schwachen und Hilflosen, mit Privilegien.
Dann lebt er seine in ihm aufgestauten Vergeltungsaggressionen durch Terrorherrschaft und Grausamkeit aus. Am Anfang war Gewalt im Kleinen in der Pädagogik. Am Ende ist ein Wesen aus Macht, Angst und Aggressionen entstanden.
Und was sagt der Mann aus Nazareth:
„Selig sind die SanftMÜTIGEN, denn sie werden das Erdenreich besitzen.”
08 / 2022
Erst innen, dann außen
„Was nützt es, ich gewönne die ganze Welt und nehme doch Schaden an meiner Seele?“
Die meisten von uns hängen dem Glauben an, wenn sich die äußeren Umstände besserten, dann würde es auch uns selbst besser gehen. Das aber ist nur bedingt richtig. Was wir alle brauchen, ist „unser täglich Brot.“ Ein Dach über dem Kopf, die Möglichkeit, Dinge zu tun, die uns persönlich sehr wichtig sind, die Möglichkeit, genug Geld zu haben, um Freundschaften und Geselligkeit zu pflegen. Genug für unsere Gesundheit tun zu können. Auch mal verreisen zu können ist sicher für viele von uns ein Teil von Lebensglück und natürlich uns gut und ausreichend ernähren zu können. Das aber ist es dann auch schon!
Es ist alles untersucht worden: Sind Millionäre und Milliardäre glücklicher, als Normalverdiener? Ja, im Durchschnitt leben sie etwas gelassener, können sich auch häufig mehr schonen in den Anstrengungen des Lebens.
Aber Glück ist eben etwas Relatives und Unglück genauso und das trifft die Reichen, wie die Armen.
Wie viele Menschen habe ich in meinem Leben als Arzt und Psychotherapeut kennengelernt, die alles hatten, was man sich an äußeren, materiellen Möglichkeiten wünschen konnte. Und doch waren sie depressiv, hatten Angstzustände, kamen aus ihrem inneren Unglück nicht heraus! Und wie viele habe ich kennengelernt, die in scheinbar bedauernswerten und sehr anstrengenden Lebensumständen lebten und doch voller Herzlichkeit und Lebensmut waren.
Nein! Erst innen aufräumen, dann außen verändern! Das gilt auch für Beziehungen! Äußere Trennungen sind noch lange kein Weg zu innerem Glück!
Die Fähigkeit, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen liegt in erster Linie in meinem eigenen Herzen.
Mein Sein ist bestimmend. Wenn in mir sich Neues zum Guten entwickelt, dann ändert sich auch um mich herum alles, die Beziehung meiner Mitmenschen zu mir und die Beziehung von mir zum Leben und vom Leben zu mir und auch der Zustand der Menschen, die mir wichtig und lieb sind, zum Beispiel meiner Kinder.
Nie die Schuld bei den Anderen suchen. Möglichst nicht mit Vorhaltungen, Ermahnungen und Belehrungen arbeiten. Das macht mich nur ohnmächtig und verdirbt mir die Stimmung. Mein Sein ist überzeugend. „Mit Herz und Mund und Tat und Leben.“
Alle Wege zu guter Stimmung sind in mir, in meinem Inneren, in der Tiefe meines Seins.
„Nimm die Dinge, wie sie kommen, besinn Dich auf das, was du hast, mach das Beste daraus und vertrau auf das Leben/Gott!/Dich“
Wenn ich diese Wege nicht finde, dann kann ich mir ja Hilfe und Unterstützung holen. Wir Menschen sind nun einmal von unserer Anlage her Suchende und gemeinsames Suchen ist häufig sehr viel einfacher, als ganz allein unterwegs zu sein. „Wer suchet, der findet.“
Individualität, Verwandlung und Ewigkeit
Meine Individualität ist nicht irgendein egoistischer Luxus, sie ist ein innerer Auftrag, dem ich mich nicht entziehen kann.
Dieser innere Auftrag ist dem Mysterium entsprungen, dass Ich und alles was unterhalb dieses Ichs vorhanden ist, aus dem Nichts entstanden ist.
„Nichts, was ist das?“ „Das Entscheidende!“
Nur, wenn ich dem folge, was als Aufgabe, die nicht einfach und klar formuliert ist, in mir angelegt ist, werde ich am Ende dort ankommen, wo das Leben – oder wie auch immer ich es nennen mag – mich hin haben möchte.
Meine Individualität setzt sich zusammen aus der Verwebung von Zufall, Erbgut, Zeit und Raum, Vorfahren, Erlebten und Erlittenem.
So ist alles eine informationelle Verwebung von dem in mir Gespeicherten, dem Leben und der Ewigkeit. Nichts ist verloren, alles ist energielose Information. Alles bleibt erhalten. Alles wird fortwährend verwandelt in meiner Individualität und am Ende des diesseitigen Seins in die neue Welt der Ewigkeit in eine gänzlich andere informationelle Möglichkeit hinein verwandelt.
Aus dem Mutterleib des Diesseits hinein in die Befreiung der Ewigkeit. Nichts geht verloren, nur neue Welt aus Information.
Suchen und Wegweisung sind mein Schicksal.
Je näher ich dem versteckten Auftrag komme, um so besser geht es mir und um so näher komme ich in bester Weise der größten Verwandlung, dem Tod (der Geburt) in die Ewigkeit.
Vielleicht nicht so leicht zu verstehen, oder?
Mobbing
Mobbing hat immer zwei Seiten.
Einerseits eine Umgebung, die beschädigt, vergiftet, gestört, sozial instabil, ökonomisch in schlechten Verhältnissen ist und anderseits ein Mangel an Selbst-Schutz und Wehrhaftigkeit bei dem Mobbing-Opfer.
Wo gemobbt wird, dort liegt eine Störung vor! Dort ist etwas krank! Dort regieren Emotionen, wie Neid, Eifersucht, Hass, Verächtlichkeit und Arroganz.
Das gibt es ja schon in Familien, dass bestimmte Kinder ausgegrenzt werden, belastet werden, zu sogenannten „Symptom-Trägern“ gemacht werden. Und ob „Fatty Fatburger“ mit den X-Beinen in der Grundschule freundlich aufgenommen oder gehänselt wird, das hängt allein davon ab, wie die Gemeinschaft der Mitschüler innerlich aufgestellt ist.
Also: Dort wo gemobbt wird, dort sollte man nicht bleiben! Man kann nicht immer gleich weg, aber man kann es sehr fest ins Auge fassen.
Die andere Seite ist das „Opfer“: in der Regel haben diese Menschen nicht gelernt, sich im Leben standfest zu behaupten, sie hatten zu wenig Rückendeckung in Kindheit und Jugend , oft kommen sie aus Familien, in denen väterliche Stärke und liebevolle Festigkeit fehlte und wo zu wenig gelernt wurde, sich im Leben auf eine souveräne Art zu behaupten. Selbstbehauptung!
„Mein Garten ist von einem Zaun umgeben und niemand lässt seinen Hund auf meinen Rasen kacken!“
Was ist zu tun, wenn Mobbing vorliegt, vielleicht auch „kaltes Mobbing“. Das Letztere ist kaum nachweisbar, macht sich in Dingen bemerkbar, die schwer als Mobbing-Tatbestand zu benennen sind. Sehr gemein! Das habe ich oft erlebt bei Mitarbeitern, die eigentlich verbeamtet waren und dann von Aktien-Unternehmen übernommen wurden. Zu teuer! Die mussten irgendwie weg!
Was soll ich tun?
Es ist einfach:
Sie brauchen Hilfe! Allein kommen die meisten aus ihrer Mobbing Situation nicht daraus. Sie stehen ja sowieso schon alleine da!
Dann geht es darum den eigenen Selbstschutz, die eigene Wehrhaftigkeit zu verbessern und zum andern eine Strategie zu entwickeln, wie man schnell wieder in bessere Zustände kommen kann.
Das geht! Auch das Mobbing-Opfer hat ein Waffen-Arsenal zur Verfügung! Kennen Sie Ihre Waffen? Und benutzen Sie sie?
Das Leben ist zu kurz, als dass wir es in schlechten Stimmungen verbringen sollten!
Seelische Allergien
Eine Allergie im medizinischen Sinne ist eine übermäßige Reaktion auf einen natürlichen Reiz. Kennen ja viele, die unter Heuschnupfen leiden oder Tierhaar-Allergien. Was macht man dann? Man versucht dem Auslöser aus dem Weg zu gehen oder man lässt sich hyposensibilisieren.
In diesem Sinne gibt es auch „seelische Allergien“. Auf bestimmte Reaktionsweisen anderer Menschen reagiere ich mit Übermäßigkeit, mit Aggressionen oder auch Ängstlichkeit und Rückzug oder mit beleidigtem Eingeschnapptsein. Das führt dann unter Umständen zu einer unangenehmen Störung der Kommunikation mit anderen Menschen, besonders mit denen, die uns nahe stehen oder mit denen wir häufig zu tun haben. Sie beginnen uns dann mit Samthandschuhen zu behandeln oder uns zu schonen oder sogar uns aus dem Weg zu gehen und eine wahrhaftige und ehrliche Kommunikation wird vermieden.
Zwischenmenschlich hat dieses Thema der „seelischen Allergie“ natürlich zwei Seiten. Auf der einen Seite ist es sicher wichtig, ganz besonders, wenn es um geliebte Menschen geht, dass wir deren seelisch, allergische Stellen kennen. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass jemand mit Ironie nicht umgehen kann, werde ich versuchen, damit nicht bewusst zu provozieren.
Anderseits aber ist es wie bei den echten Allergien. Am besten ist es, ich hyposensibilisiere mich, indem ich als betroffener Mensch genug Selbstbewusstsein und Humor entwickle, um mich von Äußerungen anderer Menschen, die ja oftmals gar nicht böse gemeint sind, nicht irritieren zu lassen. Die Gefahr ist ja sonst zu groß, dass die anderen Menschen verkrampft mit mir umgehen, sich womöglich verstellen.
Ich finde, dass im Umgang miteinander die Goldene Regel die richtige ist: „Sei auf der einen Seite zu den Menschen freundlich und liebevoll und anderseits aufrichtig und wahrhaftig.“
In Kiel führt ein Schwarzer ein sehr schönes Lokal, dass er humorvoll „Mohrenkopf“ genannt hat.
Ich glaube, so ist es richtig!
Entscheidend ist doch immer, aus welchem Herzen das kommt, was wir sagen. Und wir haben auch immer die Möglichkeit, uns gegebenenfalls zu entschuldigen: „Es tut mir leid, ich wollte Dich keinesfalls verletzen.“
Hass
Hass will zerstören und vernichten.
Hass will demütigen, quälen, ausgrenzen,
Hass will vereinzeln.
Wo ist die Quelle des Hasses?
Eine Programmstörung im Innerseelischen der Menschen, wo die Programme von Macht und Rang dominieren.
Wie kommt es zu dieser pathologischen innerpsychischen Dysbalance?
Die Probleme des Lebens, die jeder von uns hat, lassen sich vernunftbetrachtet gemeinsam besser lösen.
Die Störung entsteht, weil weltliches Gut, „Haben“ zu hoch gesetzt wird. Höher als Frieden, höher als Entwicklung, höher als Verbindung. Uraltes instinktnahes, angeborenes Stammesdenken bekommt die Oberhand: „Wir sind die Roten, ihr seid nur die Blauen. Wir sind besser und stärker.“
Vielleicht hilft das folgende Bild:
100 Menschen stehen vor einer hohen Mauer, die sie überwinden müssen, um zu überleben. Dahinter wartet ein schönes Leben mit allem, was das Leben so zu bieten hat.
Welcher Strategie würden Sie sich anschließen:
1. Ich mache es allein, indem ich mir die Hilfe anderer verschaffe durch Lügen, falsche Versprechungen, List und Scheinheiligkeit .
2. Ich tue mich mit einer Gruppe der Stärksten zusammen und lasse die Übrigen hinter mir.
3. Ich organisiere einen Plan, in dem es alle miteinander über die Mauer schaffen, auch wenn die Gefahr groß ist, dabei zu scheitern.
4. Ich helfe, wo ich kann, dass viele über die Mauer kommen und bleibe dabei am Ende selbst zurück.
Wie würden Sie sich entscheiden?
Sie merken, wobei es bei dem Hass geht: Um den Egoismus am Weltlichen zu hängen.
Hauptsache ICH HABE, nach mir die Sintflut und aus den Augen aus dem Sinn!
Haben und Rang und weltlicher Schein über alles.
„Ich will nicht, dass ihr das bekommt, was nur mir gehört – mir, dem Priviligierten! Ihr bekommt meinen Hass, ihr seid überflüssig!“ Und unsere Fantasie redet es uns zurecht, dass das alles so in Ordnung ist.
Viele leben so die kurze kleine Zeit in diesem Diesseits.
Das funktioniert aber nur, wenn wir in unserem Denken und Handeln ausklammern, dass unser weltliches Dasein eben nur von minimaler Dauer ist – ein Windhauch – dann wartet die Ewigkeit mit Ihrer Mauer. Und wie kommen wir wohl über die dann am besten hinweg?
„Ich über Dir“ bedeutet Gegeneinander in einem Reich, das für den schönen Klang der Harmonie geschaffen ist. Ich mit Dir und Ich für Dich bedeutet verbunden sein mit allem, worin wir sind und wovon die Ewigkeit das Wesentliche ist.
Und dann die schwere Frage:
„Wie bringt man einen Hasser dazu, von seinem Hass abzulassen? Was kann uns Menschen die Augen öffnen? Was kann uns zur Umkehr bringen?“
Wenn überhaupt, dann wohl nur selbst erlittenes Leid und das Bewusstsein der Angst, in eine schreckliche Ewigkeit hinein zu kommen. Manchmal vielleicht auch, wenn wir durch das Sein eines anderen Menschen zum Guten verändert werden. Ich denke dabei zum Beispiel an den Film: „In der Hitze der Nacht.“
Und dies noch:
Kennen Sie einen Menschen, dessen Lebensprinzip der Hass war oder ist, der zu einem großen Vorbild für die Menschheit geworden ist?
Die Hasser werden welche finden, aber wie viele sind das? Für die meisten von uns sind die Hasserfüllten vielleicht manchmal irgendwie faszinierende Gestalten in ihrer Bösartigkeit, aber dabei doch nur unserer Verachtung ausgesetzt.
Dass Prinzip des Hasses ist zum Scheitern verurteilt, wenn wir denken, wenn wir unsere Seele weit und groß mit allem verbinden.
Es gibt eine ewige Gerechtigkeit und die ist auf Schönheit ausgerichtet. Ewige unermessliche Schönheit.
Ansehen
„Ich bin, wie ich bin und ich weiß, wie ich bin und jeder andere kann mich sehen, wie er mich sehen möchte und kann in mich hineinsehen, was er in mich hineinsehen möchte. Ich bleibe trotzdem immer der, der ich bin.“
Das ist aktives Sein!
Und nicht so: „Bin ich jetzt so, wie ich meine, dass die anderen mich sehen wollen? Habe ich alles so im Griff und kontrolliert, dass mein Schein gewahrt ist?“ Da muss ich immer auf der Hut sein: „Nur nicht klein erscheinen, nur nicht sich schämen müssen! Nur nicht zum Spielball der Projektionen der anderen werden!“
Wenn ich es so versuche, wird mein Leben zur Zwangsveranstaltung. Jeder soll so sein, wie ich meine, dass er sein soll, nicht wie er ist. Das ist ein nicht erreichbares Idealbild. Dann bleibt ja nur tägliche riesengroße Anstrengung und Angst, es nicht zu schaffen.
Und zu schaffen ist es nicht! Mein Einfluss, wie andere Menschen mich sehen, ist gering. Für die anderen bleibe ich eine Leinwand, auf der ihr Film läuft. 100 Kunstmaler, die ein Bild von mir malen, werden 100 verschiedene Bilder malen. Auf manchen werde ich mich gut wiedererkennen, vor anderen werde ich entsetzt zurückweichen.
So ist es mit uns Menschen. Die Projektion bestimmt unser Sein. Sie kann unserem Leben Lebendigkeit geben und sie kann uns schlimmstenfalls tödlich bedrohen.
Also höre ich auf damit, zu denken: „Wenn ich mich nur richtig anstrenge dann geht das, dann werde ich bewundert, dann wird es auf jeden Fall nicht peinlich, weil ich mich nicht klein fühlen muss, weil keiner auf mich herabsehen wird.“ Das funktioniert nicht.
Viel wichtiger ist die Frage: „ Woher kommt meine übermäßige Angst vor Peinlichkeit, vor beschämenden Situationen, davor klein gemacht zu werden?“ „Mach nur keinen Fehler, bleib unangreifbar, dann bleibst du in gutem Ansehen, gehörst dazu und bist gleichzeitig geborgen und auch gegen das Böse in den anderen geschützt.“ Nein!
Dann bekommen Beziehungstreue und Versorgungssicherheit die Oberhand über Entwicklungsfreiheit!
Also versuche ich gut zu leben: Verantwortung zu übernehmen und zu geben, meine Fähigkeiten und Begabungen bestmöglich zu entwickeln, freundlich und zugewandt zu sein, aber auch offen, ehrlich und wahrhaftig. Mehr geht nicht!
Wenn ich mich aber bemühe, so zu sein, wird das Ansehen von selbst zu mir kommen. Und ich sage auch: „Wer diese Bemühungen nicht sieht und anerkennt, wer mir dafür kein Ansehen zollen will, dem sei dann so!“
Und der, der ein gläubiger Mensch ist sagt: „Was kümmert mich der Menschen Sinn, wenn ich in Gott geborgen bin.“
Annahmen und Mutmaßungen
Mit unseren Sinnesorganen nehmen wir unsere Umgebung wahr, alle Dinge, alle Kreaturen, alle Mitmenschen, alles, was sich mit unseren Sinnesorganen erfassen lässt.
Es gibt keine einzig objektiv richtige Wahrnehmung. Selbst ein Photo wird von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich gesehen und gedeutet. Und wenn 10 Kunstmaler von einem Menschen unter gleichen Umgebungsbedingungen ein Bild malen, werden 10 unterschiedliche Bilder entstehen, vielleicht sogar einzelne Bilder sehr unterschiedlich.
Warum ist das so?
Weil unser Gehirn, unser geistig-seelischer „Apparat“ aus seiner inneren „Phantasiewelt“ heraus eine Beurteilung vornimmt. Dieser innere Zustand ist gespeist aus Anteilen unseres Erbgutes, aus unseren sinnlichen und emotionalen persönlichen Lebenserfahrungen und aus all dem, was tagtäglich unsere Sinnesorgane erreicht in diesem Leben, und zuletzt aus unserer momentanen Stimmungslage heraus. (Es ist natürlich zum Beispiel ein großer Unterschied, ob ich mich gerade mit körperlichen Schmerzen herumschlagen muss oder ob ich am Strand in der Sonne im Urlaub am Meer bin.)
Nehmen wir einmal ein Beispiel:
Ein Mensch hat einen guten Freund, den er seit seiner Kindheit kennt. Regelmäßig haben die beiden Kontakt.
Dann erlebt der Mensch, dass sich sein Freund unvermutet über lange Zeit nicht meldet.
Was sagt dem Menschen jetzt diese Wahrnehmung, welche Annahmen und Mutmaßungen macht er?
Ich zähle mal einiges auf:
1. “Ach, der hat sicher im Moment sehr viel mit seinem Leben zu tun, er wird sich schon melden, wenn es für ihn geht.“
2. “Hoffentlich ist ihm nichts passiert, vielleicht rufe ich ihn mal besser an.“
3. “Vielleicht erlebt er gerade etwas sehr Schönes und ich bin gerade nicht so wichtig in seinem Leben.“
4. “Habe ich vielleicht etwas gesagt oder getan, was ihn irgendwie gekränkt haben könnte?“
5. “Habe ich etwas Wichtiges vergessen und er ist jetzt enttäuscht und ärgerlich?“
6. “Mag er mich vielleicht nicht mehr, aber warum?“
7. “Zeigt er jetzt vielleicht seinen wahren Charakter, dass ich ihm in Wirklichkeit nie wirklich etwas bedeutete?“
8. “Hat er vielleicht etwas gegen mich und will mich jetzt fertigmachen?“
Acht verschiedene Annahmen oder Mutmaßungen. Solche, die von freundlichen Fantasien gespeist sind und solche, in die sich Feindseligkeit und Angst hineinmischt. Ihnen werden vielleicht, wenn sie nachdenken, noch viel mehr einfallen.
Wie sehr hängt doch die richtige Annahme über das Verhalten und das Sein anderer Menschen von unserer eigenen Wahrnehmung und unserem eigenen inneren Zustand ab!
Aber wie ist die richtige Wahrnehmung?
Je mehr schöne, gute und vertrauensbildende Erfahrungen ich in meinem eigenen Leben, besonders in Kindheit und Jugend gemacht habe, umso mehr werde ich dazu neigen, über die anderen Menschen das Gute anzunehmen. Und im besten Falle erlebe ich dann, dass ich eine positive Resonanz bekomme. Vielleicht auch nur eine neutrale Rückmeldung: “Vielen Dank, dass du dich meldest.“
Je mehr mein Leben angefüllt war mit Kränkungen, Enttäuschungen, Schlechtbehandlungen und Gemeinheiten oder gar Gewalt und Vernachlässigung durch andere Menschen , umso mehr werde ich dazu neigen etwas anzunehmen, das gegen mich gerichtet ist.
Bis zur Paranoia!
Und dann besteht noch die zusätzliche Gefahr, dass mir diese negativen Mutmaßungen bestätigt werden, denn wenn ich einem anderen Menschen etwas Negatives unterstelle, so besteht natürlich die Möglichkeit, dass dieser Mensch dann mit Ablehnung reagiert. Vor allem, wenn die Unterstellung vollkommen falsch ist.
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie sich zum Beispiel wegen großer Anforderungen in Ihrem persönlichen Leben bei einem guten Freund oder einer Freundin über längere Zeit nicht melden und Sie dann die Rückmeldung bekommen: „So einen Freund wie dich kann ich nicht brauchen, dem ich völlig egal bin.“?
Also: lange Rede kurzer Sinn:
1. Einmal im Kopf die möglichen Annahmen durchgehen, die uns einfallen, bevor wir urteilen.
2. Es gibt viele Untersuchungen, dass Menschen, die mit positiven Annahmen durchs Leben gehen und die Dinge optimistisch sehen, zufriedener und glücklicher sind!
Oder ganz kurz: „Das Gute kommt zum Guten, zum Schlechten kommt das Schlechte.“
Die Ehrfurcht vor dem Leben
Alles ist Leben! Vom Stein unter unseren Füßen bis zum geduldigen unerschütterlichen Baum, zur Schönheit aller Blumen und Pflanzen, vom Hausschwein und Rindvieh bis zum Nashorn und der Amsel mit ihrem Gesang und zu jedem Mitmenschen, denn wir sind alle eins.
Wer diese Welt nur unter dem Gesichtspunkt betrachtet, ob sie zum Essen geeignet ist oder ob man mit ihr Geld verdienen kann oder, um Ruhm und Macht zu ernten, der ist ganz sicher auf dem Holzweg!
Der sicherste Weg, sich selbst das Leben zu versauen.
06 / 2022
Aggressionen
Aggressionen sind emotionsnahe Zustände, die sich vorrangig aus den Emotionen Wut, Angst und Macht speisen , die dem inneren Kampf und Abwehrprogramm zugehören und die auf Sieg und Zerstörung ausgerichtet sind.
Wo liegen die Ursachen von Aggressionen?
1. Immer, wenn wir müssen, wie wir nicht wollen.
Erstes Mal: Der Säugling muss weg von der Nabelschnur, Ende mit himmlischer Versorgung: Schreien!
2. Aggressionen als belebender Teil menschlichen Seins:
Die Jagd ( „denken Sie dabei bitte an einen
Steinzeitmenschen“). Oder der Sport oder auch- was für manchen schwer nachvollziehbar ist- der Spaß an Schlägereien- ( denken Sie an eine Saloon-Schlägerei im Western,Bud Spencer und Terence Hill)
3. Die pathologische Seite der Aggressionen:
Demütigungen,Herabwürdigungen , Zufuhr von Schmerzen und menschlichen Gemeinheiten , aber auch Angriffe von Tieren oder unbegreifbare Zerstörungen, unbegreifbares Leid, laden unser Vergeltungsprogramm auf , woraus sich dann aggressives Verhalten speist.
4. Menschen, die genetisch bedingt , aggressiv sind. Die Raubtiere unter uns Menschen.
Und wie gehen wir um mit unseren Aggressionen?
Und warum nehmen die Aggressionen in unserer Gesellschaft, in der es doch den Menschen so sehr gut geht, immer weiter zu?
Was Menschen groß macht
Große Menschen sind nicht die, die über weltliche Macht und viel Geld verfügen. Große Menschen sind nicht die, die durch ihre Macht viel Einfluss ausüben können.
Die Wahrheit ist nie bei den weltlich Mächtigen, die Wahrheit ist bei den Kleinen, den Schwachen, den Gedrückten, den Bescheidenen, den Freundlichen und Liebevollen.
Wirkliche menschliche Größe entsteht dadurch, dass wir für andere Menschen und für die Schöpfung Verantwortung übernehmen.
Dadurch, dass wir geben!
Dadurch, dass unser inneres Sein von Liebe und Harmonie, auch Harmonie in der Dissonanz, geprägt ist.
Warum so viel Leid?
Weil das Leid, auch das unstillbare und unheilbare Leid ein Teil des Mysteriums des Lebens ist. Wer leiden muss hat sich sein Leid nicht bewusst ausgesucht. Bei manchen ist es vielleicht erklärlich, weil sie bewußt und vorsätzlich gegen die grundlegenden Gesetze des Lebens verstoßen haben. Weil sie mordeten, weil sie stahlen , weil sie gegen die guten Gesetze des menschlichen Zusammenlebens verstießen- das Leid als Strafe.
Aber wie viele lebten und leben als schlechte Menschen, oft abgrundtief schlechte Menschen, ein oftmals recht leidfreies , manchmal langes Leben.
Versuche ein guter Mensch zu sein und du wirst ein langes leidfreies Leben haben- nein! So geht die Formel des Lebens nicht. Manchmal vielleicht , aber wie viele zutiefst gute Menschen habe ich in meiner langen Zeit als Arzt schwer leiden gesehen , manchmal ausgelöst durch seelische oder körperliche Verletzungen, manchmal durch die zu schwere Last des Lebens, manchmal durch ein ungesundes Leben, aber sehr sehr oft ohne jede einfache Erklärung.
Und mit irgendeiner vielleicht unbewussten Schuld hat das Leid auch nichts zu tun. Vielleicht manchmal, wenn Vorfahren zu viel Schuld-Last hinterlassen haben, lieblose, gemeine , bösartige Menschen. Manchmal schafft es unser geistig-seelisches „Verarbeitungssystem“ nicht, da dann noch gesund zu bleiben.
Nein, die Frage nach dem Leid im Leben ist nur zu beantworten, wenn wir das Mysterium des Lebens versuchen zu begreifen, die entscheidende Frage:
„Worum geht es im Leben wirklich?“
Und:
„Was bedeuten in diesem Mysterium Tod und Ewigkeit.“
Mit „Wissen“ allein werden wir diese Fragen nicht ergründen, aber vielleicht mit dem, was auch nur wir Menschen können: „Glauben .“
Wir Menschen sind Suchende, von Anfang an. Warum sollten wir nicht Antworten finden?
Das Ich, das Selbst, das Unbewusste und das Überich
Wir sagen:
„Da habe ich selbst dran Schuld.“
Also so, als wären es zwei Personen, das Ich und das Selbst.
Vielleicht lässt es sich mit dem folgenden Bild am besten beschreiben:
Das Selbst ist eine Insel, auf der ein Wesen wohnt, das Ich.Die Insel ist umgeben von dem Meer , dem Unbewussten, das wir nicht kennen! Es kann sich jederzeit verändern und kann die Insel, das Selbst und das Wesen darauf, das Ich, verändern.
Über allem ist der Himmel, das Ewige, das wir nicht kennen, das unser Leben aber bestimmt!
Wenn das Ich sich nicht um sein Selbst kümmert oder sich in seinem Selbst nicht wohl fühlt, der Insel, auf der es lebt, wenn es fortwährend auf dem Meer unterwegs ist, vielleicht sich fortwährend um andere Inseln kümmert, dann verliert das Ich den Kontakt zu seinem Selbst.
Dann sagen wir Menschen:
„ich habe mich selbst verloren.“
Manchmal fühlt sich das an, als ob man tatsächlich neben sich steht!
Das ist ein Alarmsignal!
Träume
Träume sind viel mehr als nur ein biologisch – physikalisch-biochemisches Phänomen.
Träume sind wir Menschen in unserer Gesamtheit.
Jeder Traum ist eine Wegweisung oder eine Warnung oder eine Zustandsbeschreibung unserer Gesamtheit!
Träume beschreiben den Zustand unserer Persönlichkeit!
Manchmal können wir Träume zurückerinnern aus unserer Kindheit und manchmal stellen wir dann später im Leben fest, wie sehr diese Träume unser Leben bestimmt haben und immer noch bestimmen!
Träume zu erkennen, sie in das Bewusstsein hineinzuholen und über sie zu sprechen wie über einen Film, den wir gesehen haben, verändert unser Sein!
Sie sind der Königsweg zu uns selbst!
Unnötige Trennungen
„Wir lieben uns nicht mehr, wir streiten uns nur noch!“
Wie oft habe ich gehört, dass dieser Satz als Begründung vorgeschoben wird, um sich von dem Menschen zu trennen, den man einmal so sehr geliebt hatte.
Es ist keine hinreichende Begründung!
Für notwendige Trennungen gibt es nur wenige Begründungen:
1. Gewalt
2. Tyrannei
3. Nicht erträgliche Charaktereigenschaften, zum Beispiel Narzissmus oder Süchte.
4.Anhaltende Untreue, Betrug und Verrat.
5. Es passt nicht! „Eine kleine Birke und eine kleine Buche mögen noch sehr ähnlich sein, aber je größer sie werden, um so unähnlicher werden sie. Und Unähnlichkeit ist im menschlichen Beziehungen nur bis zu einem gewissen Grad verträglich.
Die meisten Trennungen aber haben ihre Ursache in ganz anderen Gründen:
1. Eine gute Beziehungskonflikt-Kommunikation ist defizitär , wurde nicht gelernt.
2. Die Neurotisierung ist zu groß, also die Belastungen, die durch falsche Pädagogik und Traumatisierungen aus Kindheit und Jugendzeit mitgeschleppt werden. Für viele Lebens -Herausforderungen fehlt es an funktionierenden Lebensbewältigungsmöglichkeiten.
3. Eigene Lebensunzufriedenheit, die projektiv dem Liebespartner zugeschrieben wird,
„Wenn ich mich von dem trenne, dann wird alles besser werden!“
Aber äußere Trennungen sind eben keine inneren Befreiungen!
4. Unfähigkeit zur Treue. Ja, das gibt es, ist sogar genetisch nachgewiesen.
Manchmal lassen sich eben Trennungen nicht vermeiden. Dann aber bitte keine Kampf -Trennungen, keine Kriege! Leidtragende sind die Kinder .Die Eltern haben mit der Geburt ihrer Kinder die Verantwortung übernommen, sie bis zu ihrer Volljährigkeit zu schützen und auf das Leben vorzubereiten!
Wer diesen Vertrag bricht, der macht sich schuldig, auch wenn er vielleicht manchmal nicht weiß, was er tut.
Rechtzeitig Hilfe holen!
Falsch: „Dazu gehören immer zwei…..“
Richtig:
Jede Lösung für noch so schwierige Lebensfragen liegt in uns selbst!
Schluss mit Friede Freude Eierkuchen
Vielleicht wird es durch die aktuelle Weltsituation auch im Kleinen endlich deutlich:
Wir Menschen brauchen Wehrhaftigkeit! Selbstschutz!
Wussten Sie, dass der menschliche Organismus mehr als 15% seiner täglichen Energie für das Immunsystem ausgibt?
Jede Zelle hat eine Hülle, der Körper hat eine schützende Haut, wir sind von einer Familie umgeben und von einer Gemeinde und von einer Nation und von der Natur und von der Unendlichkeit des Firmaments. Hüllen!
Ich bin nett zu dir, dann bist du auch nett zu mir! Schön wär’s! Zum Glück gibt es die Menschen, die Freundlichkeit und einen netten Umgang zu schätzen wissen. Aber wie viele Menschen legen die Freundlichkeit andere Menschen als Schwäche aus! „Da wird sich ja was ausnutzen lassen!“
Es gibt kaum Dinge, die wichtiger sind, auch in der Pädagogik unserer Kinder, als zu erkennen, ob ich es mit einem guten- oder einem schlechten Menschen zu tun habe, und wie ich mich selbst schützen und wehren kann, das muss ich wissen!
Da gibt es viele Möglichkeiten, natürlich, nicht nur die körperliche Wehrhaftigkeit.
Und noch etwas zur christlichen Religion:
Der Mann aus Nazareth war ein wehrhafter Mensch! Er war umgeben von Gefolgsleuten, die ihn schützten, auch vor der Zudringlichkeit der vielen Menschen, die ihn überall umgaben. Er predigte auf Bergen, um sich hinterher schnell absetzen zu können oder von einem Boot aus, um fortsegeln zu können.
Und der berühmten Spruch, dass man dem, der einen auf die eine Wange schlägt, auch noch die andere hinhalten soll, bedeutet ja nur: Lass dich durch Menschen, die dich versuchen zu demütigen nicht provozieren! Es bedeutet nicht: Du sollst alles hinnehmen, auch wenn es um deine eigene Freiheit und Selbstverwirklichung geht! Auch das neue Testament muss man schon richtig lesen können!
Es ist wichtig, sich im Leben Respekt verschaffen zu können. Und das geht nun einmal dadurch, dass ich zum einen in der Lage bin, anderen Menschen etwas zu geben, etwas zu können und auf der anderen Seite auch anderen Menschen immer ein bisschen Angst machen kann – kann! Wenn ich es will!
09 / 2022
Die vier Säulen der Pädagogik
Haben Sie es so erlebt? Es ist eigentlich nicht so schwer.
1 Liebe!
Wie schön, dass Du da bist! Ein Glück, dass wir Dich haben. Ganz egal, wie Du bist, ganz egal, was Du tust, unsere Liebe wird immer bei Dir sein. Was wir nicht gut finden, werden wir Dir sagen, aber an unserer Liebe wird es keinen Zweifel geben.
2. Festigkeit!
Alle die, die für Dich verantwortlich sind, Deine Mutter, Dein Vater und all die anderen Personen, die als liebevolle Hülle um Dich herum sind, werden Dich begleiten. Ihre Behütung, ihre Festigkeit, ihre Rückendeckung werden bei Dir sein, bis Du erwachsen bist.
3. Entwicklung!
Wir sind daran interessiert, wer Du bist, was in Dir steckt, welche Begabungen, Talente und besonderen Persönlichkeits-Eigenschaften Du hast. Wir werden versuchen diese bestmöglich zu entdecken und zu fördern. Auch wenn Du anders bist, als wir es uns vielleicht vorgestellt haben, werden wir an diesem Prinzip festhalten!
4. Gute Stimmung!
Die Menschen, die Dich in Kindheit und Jugend begleiten, werden Humor, Optimismus, Lebensfreude, Lebenslust und die Fähigkeit in sich tragen, sich auch in schwierigen Lebenssituationen den Glauben an ein Gelingen nicht nehmen lassen.
Vielleicht sollte man als 5. Säule noch nennen:
Die Ethik stimmt!
Wir leben und wachsen auf in einer Umgebung, die weiß, was gut ist und was schlecht ist. Die Menschen versuchen gut zu leben!
Es hängt also alles an der Mutter, dem Vater, an der Familie, an der Gemeinde von Menschen um mich herum, ob sie mir diese Möglichkeiten geben. Verluste von wichtigen Menschen können durch andere liebevolle, gute, feste, interessierte Menschen kompensiert werden.
Wenn es nicht so war, dann gibt es Störungen! Dann bricht die Zeit der Psychotherapeuten an!
Zum Glück lässt sich alles irgendwie reparieren!
Stolz
Hat der Mensch aus Nazareth jemals vom Stolz gesprochen? Warum wohl nicht?
Stolz ist eigentlich ein Abkömmling der Macht.
Die Macht, etwas sehr gut zu können. Die Macht ein schweres und großes Ziel mit Mut und Anstrengung erreicht zu haben. Der Sportler, der „es geschafft hat“. Der Süchtige, der seine Sucht losgeworden ist. Der Politiker, der eine sehr schwere Herausforderung gemeistert hat. Die alte Frau, die es noch immer täglich schafft, ihr Leben allein zu meistern.
Ihnen werden auch aus Ihrem Leben Beispiele einfallen.
Stolz macht das „Ich“ groß. Nicht aber unbedingt die Persönlichkeit als Ganzes. Die Persönlichkeit, der Charakter, das „Selbst“, in die der Stolz eingebaut wird, ist aber entscheidend.
Denn Stolz hat die üble Eigenschaft – anders als Freude, Glück und Dankbarkeit – pathologisch zu werden, sich schnell mit Eitelkeit, Hochmut und Arroganz zu verbinden. Er ist eben ein Kind der Macht. In diesem krankhaften Szenario führt Stolz zu Vereinzelung, Einsamkeit und zu einem bindungsschwachen Egoisten.
Also: Dann Stolz empfinden, wenn mein „Ich“ – der Kapitän auf meinem Lebensschiff – etwas persönlich Schweres, vielleicht sehr Schweres, erreicht hat. Der „gute Stolz“ ist immer eingebettet in Freude, Dankbarkeit, Erleichterung und Bescheidenheit.
Der „schlechte Stolz“ ist gefangen in Pathos, Selbstüberschätzung, Aggression und manchmal sogar Größenwahn.
Der pathologische Stolz ist eben nicht die gesunde Emotion eines lebensfrohen guten Menschen, sondern Ausgeburt erlebter Kleinheit und erlittener oder auch eingebildeter Demütigung. Da lauert dann Arroganz, Ignoranz und Verächtlichkeit.
„All you Need is love“!
Und: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“
Immer den richtigen Weg gehen!
Die Kindheit, unsere innere Heimat
Nach 45 Jahren als Arzt und Psychotherapeut, 170 Jahre nach der Geburt des Begründers der Psychoanalyse, Sigmund Freud, ist es immer noch kein Allgemeingut des Wissens und noch immer weit davon entfernt, im Bewusstsein der Menschen und der Politiker angekommen zu sein: Beschert allen Kindern wenigsten die ersten 6 Lebensjahre lang eine glückliche Kindheit und wir schaffen eine friedlichere Welt!
„Der Anfang ist unsere Heimat“ und die Heimat ist der Ort, in dem unsere Seele zu Hause ist. Wie schön, wenn es ein Ort ist, wo die Sonne schien und es bunt und fröhlich und sicher, anständig und liebevoll zuging.
Mag das Leben später Gewitter, Bombeneinschläge und Trümmer bringen, so bleibt doch im tiefsten Grund die Schönheit unserer inneren Heimat, die frühe Kindheit. Die Wurzeln unseres Lebensbaumes bleiben fest und immer wieder wird sich unsere Seele erholen können.
Tag für Tag lese ich in den Medien von Gewalt, von radikalen Menschen, von menschenfeindlichen Einstellungen, von Rassismus und Ausgrenzung. Dann wird viel geschrieben und geredet über Armut und soziale Verhältnisse und neue Gesetze, die her müssen und es wird gewertet und bewertet und verurteilt und ausgegrenzt.
Aber über das Thema „psychische Gesundheit“, „Mental Health“ , wird nahezu nichts berichtet.
In Großbritannien ist es wenigstens das Prinzenpaar William und Kate, die sich hierfür stark machen, seit einigen Jahren!
Und bei uns?
Da wird berichtet, diskutiert, warum Menschen rechtsradikal oder linksradikal werden, da wird berichtet über die Unzufriedenheit der Menschen im Osten Deutschlands und die Arbeitslosen und mangelnde Teilhabe, und dann werden immer und immer wieder ökonomische Gründe oder eben nur Bewertungen herbeigeholt, aber dass unser menschliches Verhalten sich vorrangig aus den Lebenserfahrungen, den Erlebnissen, den Ereignissen und Einwirkungen unserer Kindheit speist – wer redet darüber?
„Dort gibt es ein Problem, dann müssen wir da ein bisschen mehr Geld hinschieben.“ So geht es dann.
Geld als „Suchtmittel“, das bringt aber meist gar nichts! Es verändert keine Stimmungen, macht abhängig und schiebt nur alles zeitlich ein bisschen hinaus.
In meinen vielen psychotherapeutischen Treffen mit Menschen habe ich immer wieder und wieder feststellen können, dass die Unzufriedenheit von Menschen sich viel weniger in den sozialen Gegebenheiten oder den ökonomischen Voraussetzungen begründet, sondern vielmehr in dem guten Gedeihen der kindlichen Seele.
Paul McCartney, gerade 80 Jahre alt geworden, dieser geniale Musiker und wunderbare Mensch, der Millionen von Menschen für sich begeisterte, kam aus einfachen, nahezu ärmlichen Verhältnissen, aber er hatte eine liebe Mutter und einen guten Vater! So konnte er Wurzeln schlagen, die ihn zu einem großen schönen Baum wachsen ließen, der die Menschen mit so viel Freundlichkeit, Glück, guter Stimmung und Schönheit in seiner Musik beschenken und begeistern konnte.
Also: Warum kümmern wir uns nicht viel mehr darum, wie wir den Menschen, die neu auf dieser Welt ankommen, eine schöne Kindheit bereiten können.
Ist das denn so schwer zu verstehen?
Wege aus Ärger, Wut und Zorn
Es handelt sich um Emotionen, die aus dem Zustand von Ohnmacht geboren werden. Sie drängen zu aggressivem Verhalten, wirken – vom Ich fehlgeleitet – zerstörerisch gegen anderes, andere und den eigenen Körper, den eigenen Geist, die eigene Seele. Wut ist Ausdruck ungelebter, ungelenkter Lebenskraft. Eine Kraft, die zum Guten für die eigene Entwicklung, das eigene Sein, verwendet werden sollte.
Was nützt aller Ärger, was hilft Schreien oder gar Gewalt und wieviel Lebenskraft frisst die Selbstbeherrschung?
Nein, die 5 Wege aus Ärger,Wut und Zorn heißen:
1. Analyse und Lösungsweg
2. Demütige Hinnahme
3. Humor
4. Deutlichkeit
5. Kunst
„Ich ärgere mich, dass ich daran nicht gedacht habe.“
Das ist kreativer Ärger. Anders formuliert wird ein Schuh daraus: “Warum habe ich daran nicht gedacht?
Da kann ich wohl im Umgang mit den Möglichkeiten meines Denkapparates noch etwas lernen!“ Oder auch: “War gar nicht so wichtig!“ oder “Ist ja nicht so schlimm.“
Oder:“ Ich bin wütend auf Dich, weil du mich nicht verstehst.“
Das ist eine negativ projektive Formulierung. Dem anderen schieb ich die Schuld zu für meine eigene Unfähigkeit und Ohnmacht. Denn eigentlich müsste ich formulieren:
„Ich bin so wütend, weil es mir nicht gelingt, zu dir eine gute Verbindung herzustellen.“
Wenn ich es so formuliere, dann ist die Macht wieder bei mir! Ich selbst kann jetzt in mir eine Lösung finden! Ich bin nicht mehr darauf angewiesen, dass der andere eine Veränderung herbeiführen soll, was er ja wahrscheinlich gar nicht kann oder nicht will.
Wenn ich selbst wieder die Macht habe, dann weicht die Ohnmacht und damit auch die Wut. Es geht nur noch um Nachdenken und vielleicht darum, mir irgendwo Hilfe zu holen.
Also: möglichst nie negativ projizieren, nie für meine eigene Unfähigkeit dem anderen die Schuld zuschieben. Damit ist nichts gelöst, damit bleibe ich in meinen eigenen schwer erträglichen Emotionen von Wut, Ärger, Hass und Verachtung hängen.
Und da ist noch ein Weg heraus aus Wut und Ärger:
Deutlichkeit!
Ich sage, was gesagt werden muss! Ich frage, was gefragt werden muss! Ich tue das freundlich, aber in aller Deutlichkeit!
Zum Beispiel:
„Das finde ich nicht gut.“„So kommen wir nicht weiter!“
„Das möchte ich nicht.“ „Lass uns bitte friedlich miteinander umgehen oder ich werde jetzt weggehen.“
„So bitte nicht!“ oder auch:
„Ich bin nicht der Mülleimer für deine schlechte Stimmung.“ „Für deine Stimmung bist du verantwortlich, nicht ich.“
Dabei weisen wir mit unseren offenen Handflächen gegen den anderen, was ja auch das Friedenszeichen ist.
Wir bleiben in der Verteidigungshaltung, wir gehen nicht in die Angriffshaltung.
Dann gibt es noch die Möglichkeit unsere Wut – Emotionen in Form von Lebens -Energie dort einzubringen, wo sie angebracht sind: Wo es gegen Ungerechtigkeit geht, wo Organisationen wie Amnesty International oder Greenpeace sich engagieren, wo es gegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen geht.
Und die Kunst:
Wir schreiben uns unsere Wut direkt heraus aus unserer Phantasie ohne Punkt und Komma. Wir malen die Farben auf das Papier, schmeißen sie gegen die Leinwand. Wir hauen am Klavier in die Tasten oder bringen unsere elektrische Gitarre zum Brüllen.
Und dann muss man natürlich noch etwas erwähnen, wenn wir über Wut-Emotionen sprechen: die Leidenschaft!
Denken wir nur an die „italienische Ehe“. Da geht es laut her und da fliegen die Fetzen und die Gläser, aber alles ist immer in leidenschaftliche Liebe eingehüllt. Das ist ja auch okay.
Also: Nicht Wut, Ärger, Hass an anderen ausleben! Vor allem nicht an Schwächeren! Und auch nicht an uns selbst und gegen uns selbst!
Lernen aus Erkenntnis und Lernen aus Leid
Lernen wir Menschen wirklich aus Erkenntnis? Jedes Jahr wissen wir, dass Heiligabend am 24. Dezember ist. Und wer von uns kauft seine Geschenke schon im August, im September oder Oktober? Und wie viele laufen noch am 24. Dezember los? Und wieviele Klugscheißer fragen nach Katastrophen, warum denn da nicht früher aufgepasst wurde, früher gehandelt wurde? Und warum hören wir nicht auf die, die Gefahren vorhersehen?
Wie oft habe ich in meiner 45-jährigen Berufszeit als Arzt Patienten gewarnt, sie eindringlich zu Vorsorgeuntersuchungen aufgefordert, aber sie hörten nicht auf mich.
Und wie oft in meinem Leben habe ich selbst nicht rechtzeitig gehandelt, obwohl ich doch wusste, was zu tun war oder was zu lassen war?
Ich glaube unsere menschliche Fähigkeit zu vorausschauendem Handeln ist sehr beschränkt. Es kommt wohl aus der Steinzeit und noch früher. Wir handelten erst, wenn wir die Gefahr sehen konnten, wenn der Bär aus dem Wald kam. Trotz aufrechtem Gang und der Fähigkeit auf Bäume und Felsen zu klettern, trotz aller Erfindungen und intellektuellen Höherentwicklungen sind wir nicht viel weitergekommen. Denken Sie nur an den Wetterbericht!
Vielleicht 1 oder 2 oder auch mal 3 Tage ungefähre Vorhersage.
Und kaufen wir uns den Regenschirm rechtzeitig oder erst, wenn es anfängt von oben zu prasseln?
Aber wenn wir Leid erfahren, wenn wir vom Rauchen todkrank sind, wenn wir unseren Job verlieren, weil wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, obwohl es mit dem Unternehmen bergab ging, wenn wir uns das Leben versaut haben, weil wir nicht auf die Stimmen unseres Gewissen hörten, wenn wir nicht entschlossen handelten, weil wir uns alles schön redeten: “Wird schon irgendwie gehen, wird schon nicht so schlimm werden“ – ja, dann erst werden wir klüger! Erst erlittenes Leid bringt für die meisten von uns erzwungenerweise Lebensveränderung. So ist das mit uns Menschen!
Also lernen wir: Vorausschau, Erkenntnis, vielleicht sogar Erleuchtung haben allerhöchsten Wert. Hören wir auf die wenigen Menschen, die diese Fähigkeiten besitzen: Die oft leisen Stimmen derer, die etwas von dem Mysterium Leben verstehen. Viele sind das nicht. Und hören wir auf die, die es uneigennützig wirklich gut mit uns meinen.
Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater, Psychoanalytiker
Was bedeutet das eigentlich?
Es gibt viele Berufe, die etwas mit „Psycho…“ zu tun haben. Aber sie haben alle eine unterschiedliche Bedeutung. Das will ich Ihnen im Folgenden einmal mit wenigen Worten erklären:
Ein Psychologe ist jemand, der Psychologie studiert hat. Mit dem Beruf kann man dann so allerlei anfangen, unter anderem kann man dann auch ein Psychologischer Psychotherapeut werden. Dazu ist eine mehrjährige Zusatzausbildung notwendig.
Ein Psychotherapeut ist jemand, der Menschen mit seelischen Mitteln hilft und heilt. Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Psychotherapeut kann sich jeder nennen, der sich berufen fühlt. Vom Heilpraktiker bis zum interessierten Laien.
Daher ist es eben so wichtig, zu schauen, welche Ausbildung ein Therapeut durchlaufen hat.
Um als gesetzlich versicherter Patient – das sind ja die meisten von uns – behandelt werden zu können, muss es sich entweder um einen psychologischen Psychotherapeuten oder einen ärztlichen Psychotherapeuten handeln.
Bei den ärztlichen Psychotherapeuten gibt es solche, die zunächst mindestens sechs Jahre lang Medizin studiert haben und dann eine Zusatzausbildung von mehreren Jahren in Psychotherapie gemacht haben.
Dann gibt es Ärztinnen und Ärzte, die zusätzlich eine mindestens fünfjährige Ausbildung im Bereich der Psychiatrie absolviert haben. Sie sind dann Fachärzte:innen für Psychiatrie. Sie sind vorrangig zuständig für alle Krankheiten von Geist und Seele. Sie behandeln v.a. akute Krankheitszustände, sind auch für die Verschreibung von Medikamenten und Einleitungen von weiterführenden Therapien zuständig. Viele von ihnen arbeiten aber auch als ärztliche Psychotherapeuten.
Eine andere Gruppe ärztlicher Psychotherapeuten sind die Fachärzte:innen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Nach dem Medizinstudium haben sie eine mindestens fünfjährige Facharztausbildung absolviert. Sie haben verschiedene Behandlungsverfahren, mit denen sie sich vorrangig in längeren Sitzungen um bestimmte psychische Störungen kümmern, zum Beispiel Depressionen, Angst-Störungen, Störungen des Selbstwertes, Zwangsstörungen, aber auch solche Störungen, wo Menschen mit bestimmten Lebenssituationen nicht fertig werden, sogenannte Anpassungsstörungen (dies sind nur einige Beispiele aus einem großen Katalog). Als ärztlich Ausgebildete sind sie dabei in besonderer Weise geschult in dem Zusammenhang zwischen körperlichen Erkrankungen und seelischen Einflüssen. Sie kennen sich in allen wesentlichen Behandlungsmethoden aus.
Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind:
1. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie:
Diese Therapieform berücksichtigt vorrangig den Lebenshintergrund von Menschen, besonders Kindheit und Jugendzeit.
2. Die Verhaltenstherapie:
Das „falsche“ Verhalten soll geändert werden; durch Übungen oder auch Begleitungen werden zum Beispiel angstauslösende Situationen gemeistert und so eine Heilung übermäßiger, unnötige Ängste erreicht.
3. Die analytische Psychotherapie:
Sie bezieht sich auf die große Tradition der Begründer der modernen Psychotherapie, zum Beispiel Sigmund Freud oder C.G. Jung. Es ist die klassische Psychotherapie, wo der Klient auf einer Couch liegt und der Psychoanalytiker dahinter sitzend den Patienten frei assoziieren lässt, um so in den tiefsten Schichten der Seele „aufzuräumen.“
4. Die Gesprächspsychotherapie:
Hierbei wird die seelische Hilfe erreicht durch bestimmte Gesprächstechniken, mit denen es gelingt, Umstellungen und neue Sichtweisen und emotionale Neuorientierung zu erreichen. Ein bekannter Vertreter hiervon ist Rogers.
Und dann gibt es natürlich noch vieles andere mehr, was oft sehr wirkungsvoll sein kann in der Behandlung seelischer Nöte und Störungen. Zum Beispiel die Kunsttherapie oder die spezielle Therapie für Kinder und Jugendliche, die von besonders dafür ausgebildeten Psychologen oder Ärzten durchgeführt wird.
Mehr möchte ich hier nicht dazu schreiben, denn Sie merken sicherlich , dass das alles so schon kompliziert genug ist.
10 Fragen zur emotionalen Stabilität
Wie steht es mit Ihrer emotionalen Stabilität? Ein kleiner Test zeigt es.
Beantworten Sie die folgenden Fragen und stellen Sie sich dabei eine Skala von 0-10 vor. Null entspricht dabei dem geringst denkbaren Wert, zehn ist top.
1. Wie wichtig ist es mir, was die Leute über mich denken und sagen?
2. Wie gut kann ich mit Kritik anderer Menschen umgehen, insbesondere mit Vorwürfen, Vorhaltungen und Unterstellungen?
3. Wie sehr bringen mich Beschimpfungen anderer Menschen aus dem Gleichgewicht? Wie leicht lasse ich mich provozieren?
4. Wie sehr neige ich zu Zukunftssorgen?
5. Wie oft habe ich mir unbegründete Sorgen um meine Gesundheit gemacht?
6. Wie oft hatte ich körperliche Beschwerden, ohne dass sich hierfür ein organischer Befund finden ließ?
7. Wie sehr fühle ich mich durch Ängste und/oder Zwänge eingeschränkt?
8. Wie viel Energie muss ich täglich aufwenden, um meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, mich selbst zu beherrschen?
9. Wie sehr glaube ich daran, dass die in mir wohnenden Befähigungen und Begabungen mir ein ausreichend gutes Leben ermöglichen werden?
10. Wie gut bin ich in der Lage, mich auf fremde, andersartige Menschen einzulassen?
Emotionale Instabilität entsteht mehr oder weniger dadurch, dass mir in der Pädagogik meiner Kindheit und Jugendzeit nicht die angemessene, passende Resonanz gegeben wurde. Man könnte auch sagen, das richtige Feedback fehlte.
Die zweite Ursache kann in Traumatisierungen begründet sein, die mir im Leben zugefügt werden.
Jeder Mensch ist ein eigenes zunächst nicht erkennbares Kunstwerk. Wie wir eine Zwiebel in den Boden pflanzen, von der wir nicht wissen, was aus ihr werden wird, so sind wir Menschen am Anfang ein unbekanntes Geheimnis. Dann gilt es herauszufinden, zu welcher Blume, welcher Pflanze, welchem Strauch oder Baum diese Zwiebel werden und wachsen kann. Das erfordert von den Menschen, die dafür verantwortlich sind, genaue Beobachtungsgabe, viel Liebe, echtes Interesse und bestmögliche Förderung oder auch Begrenzung, wenn der junge Mensch in die falsche Richtung wachsen will.
Zugegebenerweise eine schwere Aufgabe, aber zu schaffen, wenn man sich darum bemüht und nicht durch falsche Ängste beengt ist, die uns drängen, nur auf die „breite Straße“ zu kommen, das Kind dorthin zu bringen, wo man meint, dass es hinkommen muss und nicht es dorthin wachsen und gedeihen zu lassen, wo sein eigentlicher Platz in diesem Leben sein soll.
Menschsein ist ein Mysterium!
Je mehr ich falsch erkannt werde, falsch gefördert werde, eingeschränkt werde, gar durch Beschimpfungen und Bestrafungen gedemütigt werde, ausgegrenzt werde oder nicht beachtet werde, umso mehr wird meine emotionale Stabilität leiden.
Als erwachsener Mensch habe ich dann die mühsame Aufgabe, mich selbst in meinem wirklichen Sein wiederzufinden und Menschen zu finden, die mir in Aufrichtigkeit, Freundlichkeit und Zugewandtheit das richtige Feedback geben.
Und dann dauert es immer noch sehr sehr lange, bis die neuen Erkenntnisse in die Tiefe der Seele herabsinken und sich dort neu verankern können.
Oder um ein anderes Bild zu benutzen: Es dauert lange, bis das alte Namensschild an meiner Tür verrostet ist und das neue Schild glänzt!
Aber es ist der richtige Weg, denn ich habe nur dieses eine Leben und an mir selbst vorbeizuleben, nicht nutzen zu können, was an tatsächlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten in mir ist, ist schrecklich!
Also: Nicht versuchen, andere Menschen nach den eigenen Vorstellungen zurechtzuschrauben, sondern sie sehen, wie eine vielleicht sehr schwierige Mathematikaufgabe. Sie lässt sich lösen! Vielleicht brauche ich ein bisschen Nachhilfe. Es geht ja um Trennen und Erneuerung. Am Ende werden die Mühen belohnt werden. Entstehen, Entwicklung und Verwandlung zum Guten und Erfüllten, zu emotionaler Stabilität.
Ausgenutzt werden
Es ist die übergroße Angst abgelehnt zu sein, nicht gemocht zu sein, gar ausgegrenzt zu sein. Dann gewinnt immer verbindliches Verhalten die Oberhand: „Ich bleibe ganz lieb und freundlich, dann werden die andern mich auch lieb haben und nett zu mir sein.“
Eigentlich ein wunderbarer Gedanke. Aber so darf ich nur sein, wo ich bei einem Menschen bin, der mich bedingungslos (!) liebt. Einer der weiß, wie unendlich wertvoll die Liebe ist. Und wer liebt, der nutzt nicht aus! Doch diese Menschen sind selten. Selten und wertvoll wie die blaue Mauritius.
In diesem Leben gilt: Nicht nur gemocht sein, sondern auch respektiert werden! Der andere muss wissen, welche Grenzen er nicht überschreiten darf und muss wissen, dass es Konsequenzen hat, wenn er es doch tut.
Wer wird respektiert? Doch der, der etwas vorzuweisen hat, wovon auch andere Menschen etwas Gutes haben und vor dem man auch ein bisschen Angst haben muss. Also sage ich rechtzeitig: „Das ist nicht gut, das werde ich sicher nicht tun, das musst du bitte selber tun, lassen Sie das bitte, das möchte ich nicht, bitte halten Sie sich zurück. Sie müssen bitte warten, es geht jetzt nicht und ich habe gerade keine Zeit.“
Ich lege mir ein großes Arsenal an Zurückweisungen zurecht. Für jede Gelegenheit! Dann kann man mich auch nicht überrumpeln. Eine Zurückweisung liegt griffbereit. Und ich sage sie ruhig, freundlich, fest und in aller Deutlichkeit.
Und wenn mir das gegeben ist, möglichst mit Humor gewürzt!
Humor ist bekanntlich das Floß im Strom des Lebens.
Vor dem Geschrei und den beleidigten Meckereien und Aufgebrachtheiten der anderen habe ich keine Angst. Das muss so sein. So sind die Menschen! Sie schreien auf, wenn sie abgewiesen werden. Sie schimpfen und versuchen Schuldgefühle zu machen, sie ziehen sich beleidigt zurück oder zeigen uns die kalte Schulter. Warum ist das so? Weil sie alle Angst haben, Angst zu kurz zu kommen, klein zu sein, übersehen zu werden.
So ist das! Nicht zu ändern! Also gilt: „Ich bleibe einerseits freundlich und zugewandt, anderseits fest und stark.“
Sagen Sie nicht, sie könnten das nicht. Das kann jeder lernen!
„There is nothing you can do that can‘t be done….“
(John Lennon)
Die Macht der Liebe
Groß ist sie. Die größte Macht, die alles zusammenhält. Sie hat drei Schwestern, die Freiheit, den Frieden und die Festigkeit.
Freiheit, das ist die Unabhängigkeit von der Willkür anderer Menschen. Und im Inneren die Unabhängigkeit von falscher Angst, Schuld und Scham.
Frieden, das ist im Inneren der Gleichklang von Unterbewusstsein, Selbst und Ich. Aggressionen sind ausgelöscht durch Vergebung, Glaube und Liebe, und alle Lebenskraft steht im Dienst der Entwicklung des Selbst. Frieden, das ist im Äußeren die gute Verbundenheit mit allen und allem in der Suche nach demselben Ziel, auch im lebendigen Streit und Wettkampf. Im guten und freundlichen Miteinander.
Festigkeit, das ist die Verhaftung mit Leben und Ewigkeit. Das ist alles und darin bin Ich. Sie schützt mein Selbst und gibt dem Ich Kraft und Stärke.
Und die Liebe ist die Macht – die MACHT – die immer wieder alles zusammenfügt, alles heilt, die Schönheit des Lebens wahrnehmen lässt, alle Angst auflöst und den guten Weg zu Tod und Ewigkeit weist. Ihre Gehilfinnen heißen Vergebung, Güte, Gnade und Barmherzigkeit.
Und der Glaube, zu dem nur der Mensch fähig ist, macht die Welt der Phantasie, dieses unergründlichen mysteriösen inneren Kunstwerkes, unendlich weit und frei.
Welch ein Wunder von dem allen, in dem wir sind. Alles ist möglich. Alles! Mit der Macht der Liebe.
Körper, Geist & Seele im Einklang
Kontaktmöglichkeiten Praxis Dr. med. Stephan in Wentorf